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Movement Studies

movement studies

sind darauf angelegt, Tänzer, Schauspieler, Musiker, Lehrer, Therapeuten und andere Interessierte in ihrer Auseinandersetzung mit Bewegung zu unterstützen und zu inspirieren.

Wenn wir uns bewegen, zeigt sich die gesamte damit verbundene Persönlichkeit. So, wie eine Bewegung in einzelnen Teilen des Körpers erscheint, und dennoch die Gesamtheit aller anderen Teile des Körpers mit einbezogen und darin enthalten ist.

Die Grundlagen unserer Bewegungsfertigkeit erwerben wir in den ersten Lebensjahren. Diese Muster sind tief mit unseren Sinnen, Gefühlen und unserer Sprache verbunden, mit unseren Beziehungen zu anderen Menschen, Dingen und der Umwelt. All das ist tief in uns eingeprägt und zeigt sich in unserem Ausdruck durch unsere Gesten und besonders in den Reaktionen unserer Wirbelsäule. 

Jeder mit einem Bedürfnis, sich mit Bewegung zu beschäftigen, hat einen tiefreichenden Beweggrund, sich zu bewegen. Dieses Motiv ist meist verborgen, und seine Ausprägungen verändern sich im Laufe des Lebens. Mit diesen verborgenen Quellen verbunden zu sein, ist eine Lebensaufgabe. Eine Art, sie zu bewältigen, ist es, sich einer großen Vielfalt von Bewegungen auszusetzen. 

Bewegung ist ein flüchtiges Phänomen. Zum Teil wird sie bewusst ausgeführt, aber überwiegend ist sie unbewusst. Wir erweitern unser Bewegungsbewusstsein, indem wir unsere Gesten im Handeln und die Bewegungsbestandteile unserer Gesten wahrnehmen, indem wir die Art und die Biegungen unserer Wirbelsäule studieren, und indem wir Bewegungshemmungen und unterschiedliche Modulationsformen erkennen.

Wir bewegen uns, pendeln zwischen dem Ausführen einer Aktion und der Reflektion darüber, entwickeln Vorstellungen und Bilder, und manchmal berühren wir den Kern, das Geheimnis.

Wirbelsäulenbewegung
An jeder unserer Gesten ist unsere Wirbelsäule beteiligt. Es gibt sechs Hauptbewegungen der Wirbelsäule: die Biegungen nach vorn, hinten, rechts und links, sowie die Drehungen nach rechts und links. Diese sechs Grundkonfigurationen der Wirbelsäule sind in den ersten Lebensmonaten sehr deutlich, wenn sich das Kind vorwiegend im Liegen aufhält. Sie werden zunehmend gehemmt, wenn das Kind in der Bewegung zu unterscheiden lernt zwischen Kopf und Becken, Armen und Rumpf, Beinen und Becken. Dieses Differenzierungsvermögen wächst mit dem Erwerb spezifischer Fertigkeiten in der Bewegung, aber jede Differenzierung setzt die Hemmung der anderen Glieder voraus. Normalerweise wird diese Hemmung unbewusst erreicht und ist nicht immer sehr effizient.

Das bewusste Nachvollziehen der sechs Grundbiegungen erlaubt es einem, die Arbeit wieder wahrzunehmen, die während der Hemmung aufgewendet wird, und sie zu verbessern. Wenn wir die Bewegungsgrundmuster der Wirbelsäule in all unseren Gesten wiedererkennen können, werden wir uns bewusst, wie Wirbelsäule und Extremitäten in einem vielfältigen Zusammenspiel aufeinander einwirken. 

Gegenstände
Indem wir Gegenstände - Stühle, Stöcke, Bälle, Sandsäckchen - auf ungewohnte Art handhaben, konfrontieren wir uns mit unseren Gewohnheiten, eröffnen uns neue Wege zu handeln und vertiefen unser Empfinden für Bewegung in der Schwerkraft.  

Bewegungsspiele
Die von Amos Hetz entwickelten Spiele bestehen aus einem Satz vorgegebener Regeln, die dem Spieler viel Raum lassen, sich innerhalb dieser Grenzen frei zu bewegen. Dabei entstehen durch die Interaktion mit einem anderen Spieler und/oder mit einem Gegenstand unvorhersehbare Situationen. Die Spieler müssen dann spontan, aber stets mit Rücksicht und im Hinblick auf die Gesamtreaktion reagieren, was immer wieder neue, frische Reaktionsweisen fordert. Diese Spiele zielen auf ernsthaftes Spielen oder spielerisches Lernen und sprechen soviele Facetten der menschlichen Bewegung an wie nur möglich. Ein Teil des Lernens besteht darin, als Teilnehmer die Möglichkeit zu haben, das Spiel nicht nur zu spielen, sondern es auch zu beobachten. 

Körperkontakt
Körperkontakt mit einem Partner - Gewicht an ihn abgeben, Gewicht von ihm aufnehmen, durch Berührung geführt werden oder führen, sich gemeinsam durch den Raum bewegen - läst uns Veränderungen im Körper des anderen spüren, die mit den Augen kaum wahrgenommen werden können. Das gibt uns Gelegenheit zu lernen, wieviel Kraft tatsächlich benötigt wird für eine Aktion. Und es bereichert unser Bewegungsvokabular durch Kommunikation ohne Worte. 

Frühkindliche Bewegungsmuster
Den frühen Mustern der Bewegungsentwicklung zu folgen, erlaubt es, alte Unsicherheiten zu erkennen und zu überwinden und damit die eigene Bewegungsfähigkeit von Grund auf zu verbessern. Der Körper wird auf möglichst vielfältige Art mit dem Boden in Beziehung gebracht: liegend, rollend, kriechend, krabbelnd, stehend, laufend, springend. Das dient auch dazu, die Bewegungen der Wirbelsäule immer bewusster werden zu lassen. Jeder kann dabei seinen Weg und Rhythmus finden und damit kehren auch die Neugier, das Spielerische und die Freude des Kindes beim Lernen zurück.

Komposition
Kleine Bewegungsabläufe zu erschaffen, die sich aus Gesten mit verschiedenen Körperteilen ergeben, stärkt das Vertrauen in die eigene Vorstellungs- und Schaffenskraft.
Ausdrucksbezogene Aufgaben verlangen, dass man die Aufmerksamkeit nach innen richtet, sich genau beobachtet und immer genauer zu unterscheiden lernt, ob die Handlung der Absicht entspricht.
Bewegung zu erschaffen und Bewegung zu beobachten öffnet den Weg, mit der eigenen Innenwelt in  Kontakt zu kommen, Selbstvertrauen zu gewinnen und zu lernen, seiner Fähigkeit zur Erneuerung und Regeneration zu vertrauen.

Integrierte Bewegung
Bei der Integrierten Bewegung ist der gesamte Körper an einer Bewegung beteiligt, der Muskeltonus ausgeglichen, das Sehfeld erweitert. Weitere charakteristische Merkmale sind Bewegungsmodulationen und die Freiheit, sich jederzeit während einer Bewegung umentscheiden und eine neue Bewegung einleiten zu können.
Integrierte Bewegung kann durch intensive Bewegungsarbeit gelernt werden. Das geschieht etappenweise. Ganz gleich, wie bewegungserfahren man ist, der erste Versuch ist immer zielorientiert.
Man kann nur lernen, professionell geduldig zu sein - zu wissen und zu akzeptieren, dass die ersten Stadien unbeholfen sind, mit Anstrengung und Widerstand einhergehen, wobei der Körper aufgeteilt ist in Teile, die sich bewegen und andere, die außerhalb des Bewusstseins sind und meist angespannt sind. Die Integration kommt später. Wir können nicht vorhersagen, wann sie erfolgen wird und wie lange es dauern wird. 

Modulation
All unsere Aktionen sind zielorientiert, was bedeutet, dass zwar die Endposition bewusst gewählt wird, der Weg dorthin aber automatisch gegangen und nicht bewusst ausgewählt wird. Die Modulation ist das Bestreben, die Geste zu beobachten, um die aufgewendete Energie zu nutzen und sie nicht zu blockieren. Also die Ausgangsposition zu berücksichtigen, den Biegungen der Wirbelsäule und des Rumpfes zu folgen, das Auslaufen der Geste zu beobachten, und dabei dennoch die ursprüngliche Bewegung weiterzuführen und nicht dagegen zu halten und die Restenergie einer Bewegung ohne Unterbrechung in eine neue Bewegung überzuleiten.
Dann hallt die Bewegung wider und der ganze Körper schwingt, da der Aufbau der Glieder und Gelenke bedingt, dass jede Veränderung in einem Teil wellenförmig auf alle anderen weitergeleitet wird.
Indem wir auf die Modulation von Kurven und Wellen hören, lernen wir, mühelos dem Bewegungsschwung zu folgen und so schaffen wir aus unwillkürlicher Aktion integrierte Bewegung. 

Eshkol-Wachman Movement Notation
Die Eshkol-Wachman Movement Notation (EWMN) ist ein kreatives Werkzeug.
Ihre bestechend klare, dreidimensionale, analytisch-geometrische Herangehensweise macht es möglich, nicht nur die Bewegung des menschlichen Körpers, sondern jedes beliebigen Körpers (Insekten, Vögel, Roboter) zu beschreiben, sofern er in Gliedmaßen mit Gelenken unterteilt ist. Die Bewegungsschrift gibt ein differenziertes Werkzeug zur Bewegungsanalyse an die Hand. Sowohl Unterschiede als auch Ähnlichkeiten zwischen Bewegungsmustern können mit ihr quantitativ formuliert werden. 
Bewegung nicht nur auszuführen und zu spüren, sondern sie auch analytisch zu erfassen, integriert Denken und Handeln, Wahrnehmung und Verständnis. Nach und nach erschließen sich dabei oft überraschende Zusammenhänge und Gesetzmäßigkeiten der Bewegung, die im scheinbar Selbstverständlichen verborgen sind.
Man kann mit ihr jede nur denkbare Bewegung der Körperglieder erfassen, ohne an anatomische Begrenzungen gebunden zu sein. Daher kann man mit der EWMN den gesamten Bereich menschlicher Bewegung systematisch theoretisch und praktisch ausloten. Mit ihrer Hilfe kann man präzise auch in komplexen Bewegungen denken, ohne sie auszuführen, und in Gedanken unbegrenzt mit ihnen spielen. Schließlich kann man die auf diese Art "erträumten" Bewegungen als Komposition aufs Papier bringen. Eine solche Komposition in die Wirklichkeit tatsächlich möglicher Bewegungen umzusetzen, ist in sich schon eine tiefe Auseinandersetzung mit den eigenen Bewegungsgewohnheiten und Unklarheiten im Körperbild.